29. Juni 2014

Kunomare, was hast du für seltsame Öffnungszeiten?

Burgkunstadt hat ein sehr schönes Freibad, das Kunomare. Über die Namensgebung kann man geteilter Meinung sein. Das lateinische Mare bezeichnet ein Meer oder einen See - dem kleinen Latrinum sei dank (oder heißt es Latinum?). Die alten Römer hatten auch schon Schwimmbäder. Sie bezeichneten sie als colymbus (Schwimmanstalt) oder piscina (Schwimmbecken) - aber nicht als mare

Einer Meinung sollte man aber über die Öffnungszeiten sein. Vor allem sollte man als Besucher des Bades vorher wissen, ob es offen ist. Offiziell hat das Bad von 9:00 Uhr bis 20:00 Uhr geöffnet. An der Kasse hängt allerdings ein Schild, das diese Regel wieder einschränkt:

Regelung bei nicht optimalem Badewetter:
  • Bei Wassertemperaturen unter 18 Grad bleibt das Bad geschlossen
  • Bei einer Badetemperatur ab 18 Grad, aber nicht gerade optimalem Badewetter, wird das Bad für die "wetterharten" Schwimmer von 9:00 Uhr bis 13:00 Uhr und von 17:00 Uhr bis 19:30 Uhr geöffnet.
Mir stellte sich natürlich sofort die Frage, was "nicht gerade optimales Badewetter" ist; oder anders herum: Was ist optimales Badewetter? Optimales Badewetter sind für mich 27 Grad Lufttemperatur, strahlend blauer Himmel oder Schäfchenwolken. Wenn man dieses Kriterium für die Öffnung heranzieht, kann man das Bad vielleicht an 10 Tagen im Jahr ganztägig öffnen.

Ich habe auch eine der freundlichen Kassiererinnen gefragt, was denn "nicht gerade optimales Badewetter" sei. Sie konnte es mir nicht sagen und verwies mich an die Stadtverwaltung. Die habe ich noch nicht gefragt. Vielleicht ist das ja auch sinnlos, weil ich noch niemand von der Stadtverwaltung im Bad angetroffen habe.

Ich war in den letzten Wochen regelmäßig am späten Vormittag im Bad. Die meisten dieser Tage waren als "nicht gerade optimales Badewettertage" eingestuft. In der Regel waren mit mir gleichzeitig noch so um die fünf Besucher im Bad - außer an den paar heißen Ferientagen. An zwei Tagen waren zusätzlich auch Schulklassen im Schwimmbad.

Das Bad hat einen großen Einzugsbereich, die Konkurrenz ist weit weg. Das Bad ist gepflegt, das Personal freundlich und hilfsbereit. Leider haben die Burgkunstadter aber anscheinend keine Lust zu schwimmen, denn zum Schwimmen war das Wetter bisher ideal. Vielleicht wollen sie ja nur baden. Zum Baden habe ich aber eine Badewanne, zum Schwimmen gehe ich ins Schwimmbad.

Vielleicht liegt die niedrige Besucherzahl aber auch daran, dass man nie sicher sein kann, ob das Bad geöffnet hat. Es gilt ja nicht einmal die eingeschränkte Baderegel uneingeschränkt: Heute habe ich gelesen, dass ab 13:00 Uhr geschlossen ist. Viele Besucher werden verprellt, wenn sie vor verschlossenen Toren stehen. Sie fahren dann halt nach Redwitz.

Liebe Leute von der Stadtverwaltung: Die Piscina Cunis (vulgo Kunomare) ist kein Bad für Badlose und Warmduscher, sondern ein Schwimmbad. Um bei 23 Grad Lufttemperatur und einer leichten Wolkendecke zu schwimmen, muss man nicht "wetterhart" sein. Burgkunstadt will fremdenverkehrsfreundlich sein. Dazu gehört auch ein ganztägig geöffnetes Freibad. Die Schwimmer werden es euch mit steigenden Besucherzahlen danken.

Schwimmbäder sind ein Zuschussbetrieb. Ob  die Einsparungen aber so groß sind, wenn man die 400-Euro-Job-Kassierer nachmittags heim schickt, bezweifle ich. Am meisten spart man natürlich, wenn man das Bad komplett schließt, aber das ist wohl nicht Sinn der Sache. Wenn wir uns nicht einmal ein ganztägig geöffnetes Schwimmbad leisten können, wie wollen wir dann ein Lehrschwimmbecken unterhalten?

6 Kommentare:

  1. Früher war das richtige Schwimmbad fast nie geschlossen wenn es regnete würde der schwimmbetrieb eingestellt und nach regen wieder aufgenommen ist leider aber schon 25 Jahre her

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  2. Natürlich ist es sinnvoll, das Bad bei schlechtem Wetter zu schließen.
    So können zB Überstunden abgebaut werden, die andernfalls ausgezahlt
    werden müssten. Kassenpersonal wird gespart und natürlich Reinigungskosten.

    Ab welcher Temperatur dies jedoch nötig ist vermag ich nicht einzuschätzen.....

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    1. Das Kunomare-Defizit beläuft sich sicher auf einige hunderttausend Euro pro Jahr. Die Einsparungen, die durch zeitweises Schließen erzielt werden, liegen vielleicht bei 10.000 €. Zudem wird das Bad nicht bei schlechtem Wetter geschlossen, sondern bei "nicht gerade optimalem Badewetter".

      Die Kassierer bauen keine Überstunden ab, die beiden Schwimmmeister können Überstunden außerhalb der Badesaison abbauen. Wenn bei schlechtem Wetter wenige Besucher im Bad sind, muss auch weniger gereinigt werden.

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  3. Hallo. Zunächst mal würde mich interessieren, woher Sie wissen, wieviel Defizit das Bad macht. Bzw ob sie mir sagen können, was denn da alles mit reingerechnet wird. Nur wenn man weiß, welche Positionen sich im Defizit verstecken kann man daran arbeiten (Personalkosten / Energie / Reinigung / Gartenpflege / Externe Dienstleister usw). Die Aussage "weniger Besucher = weniger Reinigung" halte ich für ne Milchmädchenrechnung. Die Duschbereiche usw muss immer gleich aufwendig gereinigt werden.

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    1. Ich habe das Defizit in den Hunderttausender-Bereich geschätzt, weil ich im Internet ein paar Defizitzahlen von Freibädern gefunden habe: Wöllstein 170.000 €, Seligenstadt 600.000 €, Bötzingen 200.000 €. Die Zahlen für Burgkunstadt kenne ich nicht. Dazu fragen Sie bitte die Kämmerin, Frau Eber.

      In der Betriebswirtschaft gibt es die Kostenstellenrechnung, mit der für die Bereiche eines Betriebs die jeweiligen Kosten ermittelt werden (Einnahmen und Ausgaben). So etwas gibt es sicher auch in der Verwaltung. Bei den Ausgaben für das Schwimmbad sehe ich die Abschreibungen, das Personal (zwei festangestellte Schwimmmeister und die Kassierer), Strom, Telefon, Verbrauchsmaterial (Chemikalien, Farbe, Papier, Eintrittskarten), interne Verrechnungskosten (Pflege der Anlage durch den Bauhof, Reinigung). Die einzelnen Buchungsposten kenne ich nicht.

      In der Wirtschaft ist es üblich, dass der Verantwortliche für die Kostenstelle nach Einsparungsmaßnahmen sucht (in Abstimmung mit der Geschäftsführung). Das wäre eine schöne Aufgabe für den Finanzausschuss der Stadt. Neben Kostenreduzierung kann man auch die Einnahmen erhöhen, um das Defizit zu verringern, indem man mehr Besucher anlockt (durch Werbung) oder die Eintrittspreise erhöht (gefährlich). Man kann sich auch bei anderen Gemeinden erkundigen, wie die die Kosten für ihre Bäder im Griff behalten (aber nicht Seligenstadt).

      Bei der Reinigung denke ich nicht nur an die Duschen, sondern an das gesamte Areal. Wenige Besucher hinterlassen weniger Müll auf den Liegewiesen (oder keinen), als tausende Besucher.

      Aber Sie haben natürlich Recht: Die Einsparungen durch weniger Besucher sind Peanuts. Selbst bei ganztägig geschlossenem Bad würde man bei den Reinigungskosten nur wenig sparen.

      Meine Aussage ist: Es bringt nicht viel, das Bad zeitweise zu schließen. Es werden nur die Besucher verärgert, die vor verschlossenen Türen stehen.

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    2. Wie man einen Bäderbetrieb wirtschaftlich leisten kann haben wir an unserem Ort Live erfahren. Das frühere Hallenbad wurde in der Schlussphase ja nicht mehr Komunal betrieben. Sicherlich ist ein solches Modell nicht 1:1 auf ein Freibad übertragbar. Aber vielleicht wäre der ein oder andere Politiker gut beraten, das Rad nicht neu erfinden zu wollen, sondern sich bei Leuten die offensichtlich Erfahrung haben zu infomieren.

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